Montag, 29. Juni 2009

Zu den Wahlen

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Der nicht ganz unbedrohliche „Kongress der argentinischen Nation“, wie dieser Bau aus dem Jahr 1906 so schön heißt. Nicht nur verfassungsrechtlich, auch architektonisch besteht der Verdacht, dass Argentinien ein bissl von den USA abgekupfert hat.

Es ist nicht ganz leicht in Argentinien politisch durchzublicken, aber ich versuche mein Bestes, um zu erklären wie Wahlen hier funktionieren und was bei diesen Parlamentswahlen vor sich gegangen ist. Alle die das US-System kennen, werden recht einfach nachvollziehen können wie die argentinische Demokratie aufgebaut ist. Es gibt alle vier Jahr eine Direktwahl des/r Präsident/in, die Person kann noch einmal wiedergewählt werden. Argentinien ist eine präsidiale Demokratie, in der das Kabinett auch in der Gesetzgebung mitreden kann. Überdies besteht seit 2001 die Möglichkeit in vielen Bereichen (Steuerfragen ausgenommen) prinzipiell per Dekret zu regieren. Die Position der Exekutive ist also extrem stark.

Überdies besteht wie in den USA ein Kongress, der sich aus einem Senat und einem Abgeordnetenhaus zusammensetzt. Das Abgeordnetenhaus ist die nationale Kammer und umfasst 257 „Diputados“, die von den Provinzen je nach Bevölkerungszahl entsendet werden. Der Senat ist die Kammer der Provinzen, jede der 24 Provinzen entsendet drei Senatoren was insgesamt 72 ergibt. Ein Gesetz braucht die Mehrheit in beiden Kammern. Alle vier Jahre werden die Hälfte der Abgeordneten aller Provinzen, sowie alle Senatoren eines Drittels der Provinzen gewählt. Das bedeutet, als „Diputado“ stehst du alle vier Jahre, als Senator alle sechs Jahre zur Wahl. Alle vier Jahre werden diese Wahlen mit den Präsidentschaftswahlen zusammengelegt, dazwischen gibt es sozusagen „Midterm-Wahlen“, wie es am Sonntag der Fall war. Die Ähnlichkeiten zum US-System sind verblüffend.

Der große Unterschied zu Österreich ist also nicht nur die de jure besonders starke Exekutive, sondern auch der für uns ungewohnte Wechsel der legislativen Mehrheiten mitten in einer Regierungsperiode. Ein solches System würde unsere Abgeordneten, deren einzige Aufgabe letztlich darin besteht ganz genau zu lugen wann der eigene Klubchef das Pfoterl hebt, schwerstens verwirren. Unklarheit im Parlament? So ein potentiell demokratisches Chaos muss um der Krone und des Bundespräsidenten Willen unbedingt verhindert werden, es braucht eine stabile Regierungsform! Am besten…. na oisdonn, eine fesche große Koalition. Allerdings faszinieren die Unterschiede nur de jure, die geringe Politisierung der argentinischen Abgeordneten führt de facto nicht zu mehr demokratischem Diskurs, sondern zu mehr Junktim.

In den letzten Jahren wurde es bei uns nur einmal spannend bezüglich neuer Mehrheiten, nämlich als die ÖVP die Neuwahlen ausrief. Für eine lebendige Demokratie gibt’s bei und zuviel Stabilität (=Parteidisziplin).

Um zu verstehen was letzten Sonntag passiert ist, bedarf es eines kurzen Rückblicks. Vor allem ist wichtig zu begreifen, dass der Peronismus unter Peron in den 1950er-Jahren zwar ein quasi autoritär-sozialdemokratisches Regime war, sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte jedoch in viele Gruppen aufsplitterte. Die Partei des Peronismus heißt „Justizialistische Partei“ (PJ). Ihr Parteiapparat (noch heute 4 Millionen Mitglieder!) ist dabei von größerer Bedeutung als die Ideologie und der Peronismus scheint noch biegsamer als die deutsche Sozialdemokratie. Auch die große Gewerkschaft „CGT“ ist ideologisch flexibel und machte alle neoliberalen und sonstigen Sprünge der Justizialistischen Partei mit. Beginnen wir den Rückblick mit der Regierungsperiode eines ultraliberalen Peronisten.

Der Rechtsperonismus unter Menem

Von 1989 bis 1999 regierte Carlos Menem (wegen seiner syrischen Abstammung „el turco“ genannt) Argentinien. Bis damals gab es nur sechsjährige Einzelperioden von Präsidentschaften. Menem ließ die Verfassung auf zwei vierjährige Perioden ändern und hängte an seine erste Sechsjahresperiode eine zweite vierjährige an. Er wird wohl der einzige Präsident mit einer zehnjährigen Amtszeit bleiben. „El turco“ war der Liebling des IWF sowie der US-Administration und der neoliberale Musterschüler unter den Schwellenländern.

Menems Vorfahren kommen aus Syrien. Dass sie damit natürlich Araber sind, stört die Argentinier/innen nicht. Für sie ist er ein „turco“ und immerhin gehörte Syrien ja bis 1918 zum osmanischen Reich.

Menem privatisierte das Schienennetz (worauf die meisten Stecken eingestellt wurden), sowie die Elektrizitätswirtschaft, die Telefonie, die Häfen, den öffentlichen Verkehr in Bs.As. (Busse und U-Bahn!), die Überlandstraßen, die Öl und Gasindustrie (inklusive des größten Unternehmens des Landes), staatliche Stahlunternehmen die Argentinische Fluggesellschaft, Fernsehsender und Rundfunkanstalten, die Flughäfen sowie die Zufahrtstraßen nach Buenos Aires. Rückblickend wird dies vom Mainstream als Totalausverkauf des Landes betrachtet. Ob der Staat in der Lage gewesen wäre die Unternehmen selbst zu sanieren ist allerdings fraglich. Es ist schon in Österreich schwierig Staatsunternehmen effizient zu führen. In Argentinien, wo Korruption, Freunderlwirtschaft und Überbürokratisierung noch viel größere Gefahren sind, scheint ein solches Unterfangen beinahe aussichtslos. Das staatliche Erdölunternehmen YPF hatte 1990 eine Belegschaft von 52.000 Personen. Nach der Privatisierung wurde diese auf 6.000 Mitarbeiter/innen reduziert, bei gleichzeitiger Steigerung der Produktion. Selbst das zweifelhafte Input-Output Verhältnis der VÖST während der 1980er-Jahre scheint im Vergleich zur alten YPF vernünftig. Faktum ist, dass bei den Privatisierungen viele Freunde und Verwandte Menems zum Zug gekommen sind und zu sehr günstigen Preisen einkaufen konnten. Dafür sparte sich der Staat in Folge die enormen öffentlichen Zuschüsse, musste im Gegenzug jedoch 200.000 Arbeitslose versorgen. Allgemein dürfte die Qualität der zuvor mangelhaften Versorgung (Telefonausfälle etc.) gestiegen sein. Allerdings wurden gewisse Dienstleistungen für die Unterschicht nicht mehr so einfach leistbar. Die Privatisierungen sind sehr umstritten und ich kenn mich zu wenig aus, um mir ein endgültiges Urteil zuzutrauen.

Die zweite wesentliche wirtschaftspolitische Weichenstellung war womöglich noch wichtiger. Menem koppelte den Peso im Verhältnis von 1:1 an den US-Dollar. Damit war die Inflation, das Problem der 1980er-Jahre zwar im Griff, die Industrie verlor jedoch auf Grund der künstlich starken Währung sehr an Wettbewerbsfähigkeit. Die Arbeitslosigkeit lag in seiner Periode dementsprechend stets zwischen 10 und 18 Prozent. Auf Grund permanenter Handelsbilanzdefizite wuchs unter Menem die Außenschuld um 120% auf rund 55% des BIP. Als nach der Mexikokrise 1998 die beiden lateinamerikanischen Wirtschaftsgiganten Brasilien und Mexiko ihre Währungen abwerteten, bleib Argentinien immer noch bei der 1:1 Koppelung an den Dollar, was der Exportwirtschaft im Vergleich zur unmittelbaren Konkurrenz schwer schadete. Das Vertrauen in die argentinische Wirtschaft nahm rapide ab, Wohlhabende, ausländische Investoren (Nutznießer der Privatisierungen) sowie Spekulant/innen legten ihr Geld immer stärker in Dollar an. Der Peso kam enorm unter Druck. Als der IWF sich Ende 2001 weigerte, wegen säumiger Rückzahlungen seitens Argentiniens, eine weitere Kredittranche zu überweisen, verschwand das Vertrauen fluchtartig. Das Finanzsystem kollabierte, der Peso wurde freigegeben und sank gegenüber dem Dollar von 1 zu 1 auf 1 zu 3,5, der Mittelstand war um seine Ersparnisse gebracht. In den Folgewochen kam es zu Unruhen mit etlichen Toten und mehreren Präsidentenwechsel. Mitte 2002 begann sich die Lage zu stabilisieren und ab Mai 2003 wurde das Land von dem linken Peronisten Nestor Kirchner geführt.

Bei den Unruhen 2001 brach die gesamte Wirtschaft zusammen und es gab 28 Tote. Dieser Schock war ein weiterer gewaltiger Rückschlag im argentinischen Selbstbewusstsein. Man lebe in Wirklichkeit in einer Dauerkrise, so die nicht ganz unrichtige Eigenwahrnehmung.

Der Linksperonismus unter den Kirchners

Seit 2007 ist Christina Kirchner Staatspräsidentin und ihr Ehe-Mann und Expräsident Nestor Chef der Justizialistischen Partei. Das was derzeit als „Kirchnerismus“ bezeichnet wird, ist eine klassische, tendenziell sozialdemokratische Auslegung des Peronismus. Man muss da aber sehr vorsichtig sein, soviel Staatsdirigismus wie in der Kirchnerregierung würde man z.B. in einer europäischen Sozialdemokratie kaum finden. Beispielsweise gab es in der Regierung Kirchner nicht nur Rückverstaatlichungen (Wasserversorgung), sondern auch eine Einverleibung des privaten Pensionsfonds im Budget und dafür staatliche Pensionsgarantien. Jedenfalls können die Kirchners auf sechs Jahre starken Wachstums, steigenden Wohlstands und regelmäßiger Budgetüberschüsse verweisen. Dabei hat ihnen der Exportaufschwung als Folge der Pesoabwertung sehr viel geholfen. Wichtig war der Regierung die unter Menem unterlassene Verfolgung der Täter der Militärdiktatur. Die IWF Kredite wurden vorzeitig zurückgezaht um sich des Einflusses des Währungsfonds vollständig zu entziehen. Außenpolitisch kam es zu einer Abwendung von den USA und zu einer Hinwendung zu Venezuela, von dem man (statt vom IWF) Kredite nahm. Die Kirchners forcieren tendenziell einen starken Mercosur. Im Vorjahr kam es zu einem heftigen Konflikt zwischen den Großgrundbesitzern und der Regierung, weil letztere wegen gestiegener Weltmarktpreise (v.a. für Soja) die Ausfuhrzölle anheben wollte. Kleinbauern und Landarbeiter/innen solidarisierten sich mit den Großgrundbesitzern, es kam zu Streiks und letztlich wurde der Gesetzesentwurf im Senat haarscharf abgelehnt. In diesem Konflikt haben die Kirchners viel Kredit verspielt.

Die Kirchners (ein Herz und eine Seele) begründeten den „Kirchnerismus“. Da es kaum konstante und ideologisch klar zuordenbare Ideologien in Argentinien gibt, wird das vorherrschende Modell kurzerhand nach den aktuellen Machthabern benannt. Das trifft auch die sehr individuelle und von Parteilinien ungebundene Regierungsausübung der jeweiligen Exekutive.

Die Regierung nimmt es in bester peronistischer Tradition mit dem Rechtsstaat nicht so genau. Die Justiz wurde so besetzt, dass von dort kein Widerstand mehr kommt, auf Medien wird gezielt Druck ausgeübt und das Statistikamt türkt die Zahlen auf politischen Wunsch. Nestor Kirchner wurde Spitzenkandidat in der extrem bevölkerungsstarken Provinz Buenos Aires (37% der Wahlberechtigten), obwohl dies verfassungsrechtlich unmöglich ist weil sein Hauptwohnsitz in Patagonien liegt. Weiteres hat die Regierung begonnen bei ihren Listen mit Namen zu tricksen, was die Opposition rasch übernahm. So kandidieren Bürgermeister/innen und Gouverneure wegen ihrer Bekanntheit als regionale Spitzenkandidat/innen für die Kongresswahlen, um ihr Mandat dann nicht anzunehmen und Unbekannte von den hinteren Listenplätzen in das Abgeordnetenhaus zu entsenden. Weiteres werden willkürlich Verwandte und Eheleute von populären Politiker/innen aufgestellt, um aus der Namensgleichheit Nutzen zu ziehen. Überdies wird Nestor Kirchner immer noch als Schattenpräsident gesehen, dem noch dazu ein extrem autoritärer Führungsstil vorgeworfen wird. In seiner Periode überstieg die Anzahl der Dekrete jene der regulären Gesetze. Letztlich demonstrieren regelmäßig von der Regierung bezahlte Stoßtrupps und sprühen lächerliche Pro-Kirchner Parolen an Mauern.

Wer stand am 28. Juni 2009 zur Wahl?

Prinzipiell sind ideologische Grenzen in Argentinien nicht so entscheidend, die unübersichtlichen Bündnisse konstituieren sich eher regional und überdies nach tagespolitischen und taktischen Gesichtspunkten. Die zur Wahl stehenden Bündnisse haben auch nicht überall den gleichen Namen, was für noch mehr Verwirrung sorgt, überdies betrachten sich die meisten Grppierungen als Mitte links.

Kirchnerismus: Das Kirchnerbündnis heißt „Gerechtigkeitsfront für den Sieg“ und ist in vielen Regionen unter diesem Namen wählbar. Diese Front ist derzeit die dominierende Kraft in der Justizialistischen Partei (PJ). Im Kongress gibt es noch unabhängig davon gewählte Gruppen, die mit den Kirchners verbündet sind. Seit 2005 hatten die Kirchners die Mehrheit in beiden Kammern (137 Sitze im Abgeordnetenhaus, ab 129 hat man eine Mehrheit). Sie konnten vier Jahr mit stabilen Mehrheiten regieren. Einige rechtsperonistische Dissident/innen im Senat sind jedoch der Grund dafür, weshalb die Kirchners 2008 die Erhöhung der Einfuhrzölle nicht durchbrachten. Diese haben sich mittlerweile mit der Partei PRO (siehe unten) verbündet. Zusätzlich gibt es innerhalb der Justizialistischen Partei (PJ) eine Gruppe von Kirchnerkritikern die bei den Wahlen gegen die „Gerechtigkeitsfront für den Sieg“ als eigene Liste antritt.

Der schon etwas abgekämpfte Nestor Kirchner warf sich in die Schlacht um die wichtigste Provinz, konnte sie aber nicht halten. Obwohl der de Gouverneur der Provinz auf Listenplatz 2 stehen hatte. Dieser wird sein Mandat natürlich nicht annehmen und Provinzfürst der mächtigsten Provinz des Landes bleiben.


Radikale
: Die wichtigste Oppositionsgruppe betrachtet sich tendenziell als Mitte links, irgendwo zwischen sozialdemokratisch und sozialliberal, ist aber eher ein heterogenes Bündnis und denkt an keine Kooperation mit dem ebenfalls eher Mitte Links stehenden Kirchnerismus. Den Kern bildet die traditionelle „Radikale Partei“, mit an Bord sind aber ebenso die Sozialistische Partei, sowie Regionalparteien. Gemeinsam verfügten sie bisher über 61 Sitze im Abgeordnetenhaus.

Elisa Carrió ist die Zentralfigur des heterogenen Bündnisses rund um die Radikalen. Bundesweit wurde ihr Bündnis ganz klar zur zweitgrößten oppositionellen Kraft. In Santa Fe sogar fast Nummer 1. In Buenos Aires Stadt und Provinz liegt das Bündnis jeweils auf Platz 3.

PRO: Diese Mitte-Rechts Partei ist die dominante Kraft in der stimmenmäßig nicht so wichtigen Hauptstadt Buenos Aires, Bürgermeister Mauricio Macri ist der Chef von PRO. Bundesweit ist ein Bündnis aus PRO und den rechtsperonistischen Dissident/innen die zweitwichtigste Oppositionsgruppe. Die Dissident/innen kommen ursprünglich aus der „Justizialistischen Partei“, und stehen ideologisch eher in der Tradition von Menem. Das Bündnis bildet sozusagen die bürgerliche Opposition, das vor allem in der bevölkerungsreichen Provinz Buenos Aires. PRO und Rechtsperonisten kamen bisher zusammen auf 14 Sitze.

Der Unternehmer Francisco De Narváez finanzierte seinen Wahlkampf gleich selbst. Der Rechtsperonisten machte mit der konservativen Partei PRO gemeinsame Sache, tanzte publikumswirksam im Fernsehen und schlug Nestor Kirchner mit 34% zu 32% in der Schlacht um die Provinz Buenos Aires.

Dieses unfassbare Chaos übertrifft die Unübersichtlichkeit Italiens. Bedenkt man, dass die Mehrheiten im Kongress alle zwei Jahre wechseln, kann man sich vorstellen wie instabil die politische Lage in Argentinien prinzipiell ist.

Wie ging es aus?

Die aktuelle Wahl betraf nur die Hälfte aller Abgeordnetensitze, sonst wäre der Verlust für die „Gerechtigkeitsfront für den Sieg“ schlimmer ausgefallen. Das Kirchnerlager blieb zwar landesweit knapp stärkste Kraft:

- Kirchnerlager: 31,2%
- Radikale und Verbündete: 30,7%
- PRO + Rechtsperonisten: 18,7
- Kirchner Kritiker innerhalb der PJ: 8,0%

Die Kirchners und ihre Verbündeten verloren insgesamt 23 Sitze, das Bündnis rund um die Radikale Partei gewann 15, jenes rund um PRO und Rechtsperonisten 12. Die Mehrheit hat das Kirchnerlager in der Abgeordnetenkammer verloren, im Senat ergab sich ein Patt. Mit der starken Stellung der Exekutive kann es aber noch bis 2011 weiterregieren.

- Kirchnerlager: 97 (-19)
- Kirchner-Verbündete: 17 Sitze (-4)
- Radikale und Verbündete: 76 (+15)
- PRO + Rechtsperonisten: 26 (+12)
- Kirchner Kritiker innerhalb der PJ: 17 (+1)
- Sonstige: 24 (-5)

Im Monstrum „Gran Buenos Aires“ (ohne Bundeshauptstadt) wählte man im Westen und Süden mehrheitlich Kirchner, im Norden mehrheitlich das Bündnis PRO. In dieser proletarischen Hochburg ist der urbane Peronismus bis heute zu Hause.

In der bürgerlichen Hauptstadt (3 Millionen Einwohner/innen) war der Peronismus nie stark. Hier siegte die bürgerliche Partei PRO vor dem „Proyecto Sur“ des Filmregisseurs Pino Solanas. Dieses linksliberale Zivilgesellschaftsprojekt unterstützt tendenziell die Kirchners. Auf Platz 3 folgte das heterogene Bündnis rund um die Radikalen. Viel wichtiger ist jedoch das Resultat in der Provinz Buenos Aires, wo 14 Millionen Menschen bzw. 37% aller Wahlberechtigten leben. Insgesamt kam es hier zum Showdown zwischen dem Kirchnerlager (Linksperonismus) und dem Bündnis aus PRO und Rechtsperonisten. Dieses symbolträchtige Match gewann das Bündnis PRO mit 34% zu 32%. Im 10-Millionen-Vorstadtgürtel rund um die Hauptstadt ist die Hochburg des Peronismus. In diesem „Gran Buenos Aires“ konnte sich das Kirchnerlager noch knapp durchsetzen, auch wenn die Provinz insgesamt verloren ging und die „Gerechtigkeitsfront für den Sieg“ fast 15 Prozentpunkte verlor.

Nun fiebert alles den entscheidenden Wahlen 2011 entgegen, wo nicht nur die halbe Legislative, sondern auch die Präsidentschaft neu gewählt wird. Abschlißend noch ein Marsch des Peronismus aus den 1950er-Jahren. Wer sich jetzt aller auf diesen berufen kann ist aber letztlich auch für mich unklar... Marcha de Peron

Sonntag, 21. Juni 2009

Auswandern?

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10 Gründe von Wien nach Argentinien auszuwandern


1. Im Sommer ist wirklich Sommer. Er dauert von November bis April.
2. Die Menschen sind tendenziell freundlich und nur vereinzelt grantig, und nicht wie in Wien prinzipiell grantig und nur in Ausnahmefällen freundlich (Das gilt umso mehr für Europäer/innen, die hier sehr beliebt sind. Indigene Migrant/innen aus Peru werden das etwas anders sehen).
3. In jeder Bar, selbst in besseren Restaurants läuft eine Fernsehkiste. Was sich im ersten Eindruck als Unkultur darstellt, entpuppt sich rasch als dessen Gegenteil. Abgesehen davon, dass die Leute – außer bei Fußball – nicht hinschauen, ist ein Apparat deshalb notwendig weil die Bar das Wohnzimmer ist. In Buenos Aires kann man jeden Tag an fast jeder Ecke bis in die Früh Essen, Ausgehen oder Tanzen. Die Menschen in Argentinien führen ein wesentlich weniger individualisiertes Dasein und die gesamte Existenz ist in erster Linie auf Geselligkeit und Sozialleben ausgerichtet. Auf den zahlreichen Terrassen und in den Gärten sind ebenso Parillas (Griller) angebracht, wie in einigen Küchen. Die Menschen laden sich regelmäßig zum Grillen ein und die Familien treffen sich mindestens wöchentlich. Erst dachte ich, dies sei eine rein kulturelle Frage, sowie zwischen Süd- und Nordeuropa. Ein Italiener aus Ligurien hat mich diesbezüglich verunsichert. Er sagt seine Landsleute verbringen wesentlich mehr Zeit zu Hause und vor der Glotze und ein Sozialleben wie in Argentinien habe er noch nie gesehen. Seiner Auffassung nach ist der Wohlstand für die europäische Isolierung verantwortlich. Die argentinische Geselligkeit und die entsprechende gastronomische Infrastruktur ist eines der stärksten Argumente fürs Auswandern.
4. Kinder sind im öffentlichen Raum erwünscht und beliebt wie in Wien nur Hunde.
5. Unkomplizierte Geselligkeit, Neugier auf Neues, Spontanität und minimale Etikette stellen die österreichische Gemütlichkeit (gibt’s die???) in den Schatten
6. Die besten Zeiten sind zwar schon lange vorbei, aber der alte Glanz strahlt noch manchmal
7. Auf einer Geburtsparty eines in Argentinien lebenden Brasilianers gibt es eine Showeinlage in der meine italienische Tangolehrerin mit ihrem französischen Kollegen das Publikum im Innenhof des Mietshauses begeistert.
8. Du suchst etwas. Lebensmittel, eine Glühbirne, Nägel, eine Antiquität (alte Postkarte z.b.), einen Tanzkurs, eine Pizza oder einen Schneider. Kein Problem, stell dich vor deine Haustüre und gehe der Nase nach. Alle die aufgezählten finde ich in meinem stinknormalen Mittelklassebezirk „San Christobal“ im Umkreis von drei (!) Gehminuten. Die meisten Dinge bekomme ich direkt in meinem Block. Wo man in Wien schon nervös wird weil man überlegt wie man zu den großen Baumärkten am Stadtrand überhaupt mit Öffis hinkommt, braucht man in Buenos Aires nur umfallen und irgendein kurioser Mischwarenhandel hat alles was du brauchst. Die Dichte an Kleinhändlern ist natürlich unfassbar ineffizient, aber praktisch und romantisch.
9. Argentinien ist politisch in Ordnung. Im Gegensatz zu den chilenischen Nachbarn wissen 95% der Argentinier was für ein Verbrecherregime ihre Militärdiktatur war. Auch wenn die Politik ein Chaos ist, der wirtschaftsliberale Mainstream wie er in Europa vorherrscht existiert hier nicht. Die Mittelschicht betrachtet die ultraliberale Ausverkaufsphase während der 1990er-Jahre als gescheitert. Sämtliche junge gebildete Argentinier/innen denken Mitte Links oder Links. Das spiegelt sich auch in der Gesellschaft wieder, die sehr liberal ist. Homosexualität meiner Einschätzung nach besser akzeptiert als in Österreich und in zwei Bundesstaaten (darunter Buenos Aires Stadt) gibt es auch eingetragene Partnerschaften.
10. Argentinien ist im Gegensatz zu vielen nördlicheren lateinamerikanischen Staaten (Mexiko, Kolumbien) ein politisches und vor allem kulturelles Bollwerk gegen die US-Dominanz. Fastfoodketten und Blockbuster nehmen schon im öffentlichen Raum wesentlich weniger Platz ein als in Wien oder gar in Madrid. Diese kulturelle Abgrenzung wird mit Stolz gepflegt.

In Argentinien ist das (gesellige) Sozialleben das wichtigste. Dazu gehört in der Regel ein Asado (Grill)

10 Gründe um in Wien zu bleiben


1. Staatsbürger/innen haben Rechte und müssen sich nicht um 1:00 in der Früh auf einer Überlandstraße 45 Minuten lang von der schwer bewaffneter Militärpolizei filzen lassen, die den gesamten Reisebus inklusive Gepäck mit Hunden auf Drogen untersucht, während man im Straßengraben auf das Ende des demütigenden Herrschaftsschauspiels wartet.
2. Staatsbürger/innen haben Rechte und müssen sich nicht um 1:00 in der Früh auf einer Überlandstraße 45 Minuten lang von der schwer bewaffneter Militärpolizei filzen lassen, die den gesamten Bus inklusive Gepäck mit Hunden auf Drogen untersucht, während man im Straßengraben auf das Ende des demütigenden Herrschaftsschauspiels wartet.
3. Die Qualität des Essens ist in Wien wahrscheinlich so hoch wie kaum wo auf der Welt und mit Buenos Aires (Fleisch, Fleisch, Pizza, Fleisch) schlicht nicht vergleichbar.
4. Die Preise sind halb so hoch wie in Wien, die Löhne aber nur ein Viertel. Die verhältnismäßig minimale absolute Armut in Wien macht kein schlechtes Gewissen für ein unbeschwertes Studentendasein.
5. Es gibt schöne ruhige Cafés die nicht unmittelbar an einer Megaavenida liegen
6. Die besten Zeiten sind zwar schon lange vorbei, aber der alte Glanz strahlt noch manchmal
7. Es gibt richtige Stadtplätze, Fußgängerzonen, Diagonalstraßen und entsprechende Dreieckshäuser, all das ist Bs As - Straßenbild (Typus Schachbrett) nicht vorhanden
8. Man darf im Gegensatz zu Bs.As. in vielen Lokalen, Cafés und Restaurants noch Rauchen.
9. Die Unternehmen und staatlichen Dienstleistungen funktionieren in der Regel
10. Partys in Wien krachen, weil die Leute (auch „Dank“ Alkohol) einen Kontrollverlust zulassen um ihr formales Verhalten im Alltag zu kompensieren. In Argentinien ist man im Alltag weniger stark kontrolliert, dafür sind viele Partys Kaffeekränzchen wo nicht einmal ein Glas kaputt geht. Außerdem kann es passieren dass darauf angestoßen wird, dass alle anwesenden bald unter die Haube kommen (Schluck).

Eine Spittelbergidylle wird man in der Straßenstadt Buenos Aires vergeblich suchen

Sonntag, 7. Juni 2009

Das argentinische Europadorf

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Anlässlich der heutigen EU-Wahlen ein paar Worte zu Europa, von dem ich einmal weit weg sein wollte. Es ist mir definitiv nicht gelungen. Darüber dass Buenos Aires eigentlich eine südeuropäische Stadt ist habe ich bereits geschrieben. Mehr dazu etwa im Eintrag vom 18. Mai.

Nun, der viel wichtiger Grund für meine sehr europäische Existenz hier sind allerdings die Europäer/innen selbst, die fast die Hälfte meines sozialen Umfeldes ausmachen. Die andere Hälfte sind Lateinamerikaner/innen. Die sozialen Konstellationen sind natürlich nicht separiert sondern meist bunt gemischt und es gibt etliche interkontinentale Pärchen. Auf einer Party die wir kürzlich in unserer „Casa“ veranstaltet haben waren 80 Leute aus 20 Nationen. Obwohl wir hier im Haus alle viel Kontakt mit Leuten aus Argentinien, Kolumbien, Peru und Brasilien haben, ist mein Leben in Buenos Aires europäischer als in Europa, wo ich ja zum allergrößten Teil nur mit Österreicher/innen zu tun habe.

Von wo kommen die touristischen Exilant/innen?

Genug von Berlin? von Antwerpen? Oder von Lunz am See? Warum nicht einige Zeit ganz woanders leben und ganz anderes erleben? Denkt sich das Europäerlein, und fährt in die europäischste Stadt außerhalb des alten Kontinents um hauptsächlich andere Leute aus Europa kennen zu lernen.

Wie sich die hier lebende Ausländerschaft zusammensetzt ist statistisch mit Sicherheit nicht erfasst. Mit den wirklich großen Gruppen von Arbeitmigrant/innen aus Bolivien oder Peru habe ich natürlich keinen Kontakt. Ich lebe hier in einer jungen und studentischen Tourismus- und Abenteuerwelt, die wenig mit der sozialen Realität der lateinamerikanischen Menschen zu tun hat und die sich freut, dass der Euro gegenüber dem Peso tendenziell steigt (seit ich hier bin von 4,3 auf 5,3). In den Zeiten wo unsere argentinischen Freund/innen nicht gerade 40 Wochenstunden arbeiten müssen um ihr Abendstudium zu finanzieren, verbringen wir auch gerne unsere verhältnismäßig reichliche Freizeit mit ihnen. Diese wiederum können sich nur wundern, dass drei Monate Gelegenheitsjobs in Hamburg genug sind um sechs Wochen durch Lateinamerika zu reisen, dass man sein Auslandsjahr im Rahmen des Studiums an der Uni Utrecht in Buenos Aires verbringt, dass es möglich ist sich einfach einmal ein halbes Jahr Auszeit vom Stress in London zu nehmen um in einem Sozialprojekt mitzuarbeiten oder dass man sein Studium in Barcelona spontan für einige Monate unterbricht um in Buenos Aires einen Theaterworkshop zu besuchen und Abends Tango tanzen lernt. Diese kleine Gesellschaft westlicher Wohlstandskinder auf Abenteuerurlaub setzt sich meiner Auffassung nach folgendermaßen zusammen:

Die Arbeitsmigrant/innen kommen z.B. aus Peru, Bolivien oder Paraguay. Sie haben es nicht ganz so lustig in Bunoes Aires wie die Kinder aus dem Westen.

- Die mit Abstand größte Gruppe kommt aus (West-)Europa. Dabei führt definitiv Frankreich vor Deutschland und dem UK. Der schicke kleine Tangobezirk San Telmo ist meiner Meinung nach eine Pariser Enklave in Lateinamerika. Südeuropa ist tendenziell schwächer vertreten als Nordeuropa. Aus Osteuropa habe ich in den vier Monaten die ich hier bin nur drei Menschen getroffen, zwei Pol/innen und einen Slowenen. Die Europäer/innen hier sind 20-35 Jahre alt, gebildet, weltoffen, sprachgewandt, linksliberal, alternativ, künstlerisch und/oder sozial engagiert.

- Die zweitgrößte Gruppe sind junge Lateinamerikaner/innen die in Buenos Aires studieren. Vor allem Kolumbien, aber auch Brasilien und Mexiko sind in meiner Wahrnehmung stark vertreten. Diese Leute kommen meist aus wohlhabenderen Familien und sind etwas konservativer und deutlich eleganter als die Europäer/innen. Mit uns teilen sie eine gewisse ökonomische Sorglosigkeit, da ihre Eltern den Aufenthalt finanzieren oder sie auf Grund ihres kulturellen Kapitals schon vernünftige Jobs haben.

- Die kleinste Gruppe ist der restliche angelsächsische Okzident, vor allem US-Amerikaner/innen - die in meiner Wahrnehmung viel geringer vertreten sind als z.b. Frankreich alleine - Menschen aus Kanada, Australien und Neuseeland. Diese Gruppe unterscheidet sich soziokulturell nicht stark von den hier lebenden Europäer/innen, die Anzahl der Sprachlehrer/innen ist aber meiner Einschätzung nach relativ größer, jene von Abenteurern, Schauspieler/innen und Tänzer/innen geringer.

- Menschen aus Japan und den anderen ostasiatischen Industriestaaten habe ich hier noch überhaupt keine getroffen.

Die erweiterte EU existiert nur am Papier, aber nicht was den Wohlstand betrifft. Einen längeren Ausflug nach Buenos Aires können sich nur Menschen aus Westeuropa gönnen.

Ein Zeitungsbericht vom 11. Mai bestätigt meine Prognose tendenziell. Allerdings sind darin nur die ausländischen Studierenden und die Teilnehmer/innen an Sprachkursen berücksichtigt. Interessant ist der Umstand, dass sich die Zahl ausländischer Studierender 2009 in Buenos Aires im Vergleich zur Krise 2001 verdreifacht hat. Das liegt schlicht und ergreifend daran dass Argentinien seit damals ein recht preiswerter Boden geworden ist. Noch Ende der 1990er-Jahre war Preisniveau vergleichbar mit Österreich. Deutlich über 50% der rund 23.000 Bildungstouristen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Aus Europa kommen 40% der Studierenden, aus den USA 25% und aus Brasilien 16%. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung freut sich, dass Buenos Aires in Mode ist. Die Zahl der Latinos dürfte sich wahrscheinlich gegen 30% bewegen (ich gehe fix davon aus, der Großteil der im Artikel nicht aufgeschlüsselten Studierenden kommt aus LA). Damit stimmt die Reihenfolge meiner Schätzung zumindest mit den Daten für die Studierenden recht gut überein.

Das europäische Babylon


Die Verständigung klappt sehr gut. Alle die hier leben verstehen und sprechen das recht simple Exilantenspanisch. Selbst die in Buenos Aires lebenden Menschen aus Frankreich und Italien sprechen zwei bis drei Sprachen, Leute aus dem deutschsprachigen Raum, aus Benelux oder Skandinavien sprechen vier oder fünf. Nur die englischen Natives können meist außer ein paar Brocken schlechten Spanisch nicht viel. Schuld hat aber nur zum Teil der offenbar katastrophale Sprachunterricht in den USA und im UK. Ein wichtiger Grund ist, dass die englischen Natives selten gefordert bzw. gezwungen sind eine andere Sprache anzuwenden weil sie sich mit der ihren fast überall durchschlagen können. Es ist außerdem erstaunlich wie viele Leute in der Schule Deutsch gelernt haben. Noch erstaunlicher ist der Umstand, dass einige sogar ein paar Brocken sprechen und manche wenige sogar sehr gut. Nach Englisch ist sie in vielen europäischen Staaten die zweite Fremdsprache in der Schule (wie bei uns kann man meist wählen), in den USA und dem UK teilweise sogar die erste.

Der deutschsprachige Raum erfasst in Europa fast 100 Millionen Menschen und Deutsch ist nach Russisch die zweitgrößte Sprache des Kontinents. Wahrscheinlich nicht zuletzt aus historisch bedingter Vorsicht unterschätzt man oft die Bedeutung der deutschen Sprache. Leider haben die Nazis es geschafft, dass sie im Ausland bis heute im ersten Gedanken mit dem Geschrei Hitlers assoziiert wird.

Die vier Klassiker die hier von Europäer/innen in unterschiedlichem Ausmaß beherrscht werden sind Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Das sind zum Glück auch jene in denen ich mich mehr oder weniger gut zurechtfinde. Aus einer haarsträubenden Mischung dieser vier Sprachen, die auf Kosten jeder einzelnen zu einem fürchterlichen Kauderwelsch zusammenwachsen, unterhalte ich mich mit Leuten aus dem gesamten Okzident.

Erst hier wird mir klar, dass Deutsch für Menschen mit Interesse an Sprachen von diesen vier die optimale Muttersprache ist. Es ist die am schwierigsten zu erlernende, die man einfach mit seiner Kindheit aufsaugt. Für Menschen mit slawischer Muttersprache ist es meiner Beobachtung nach besonders einfach sich Fremdsprachen anzueignen. Aber es bestätigt sich für mich seit Jahren auch immer wieder, dass es den Menschen mit germanischen Muttersprachen (Deutsch, Niederländisch, Dänisch etc.) offenbar unfassbar viel leichter fällt Fremdsprachen zu erlernen als Menschen mit romanischen Muttersprachen (französisch, spanisch, italienisch) und englischen Natives. Unter den germanischen Sprachen ist der große Vorteil des Deutschen gegenüber Norwegisch oder Schwedisch allerdings, dass man Zugang zum größten Sprachraum der Europäischen Union hat. Englisch zu lernen fällt uns recht leicht, Englisch als Muttersprache zu haben bedeutet aber wenig Gelegenheit andere Sprachen erlernen zu können. Mit Deutsch kommt man außerhalb des deutschsprachigen Europas nicht weit, da heißt es dann „Lern oder Stirb,“ Hat man zum Ziel Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch zu beherrschen ist Deutsch meiner Einschätzung nach die Ausgangsbasis mit den wenigsten Widerständen.

Die Exil-Europäer/innen

Es sind Trommelevents wie dieser sonntägliche Marsch durch die Calle „Defensa“, bei dem man mit Sicherheit zahlreiche Europäer/innen trifft.

Die Europäer/innen die hier leben haben oft schon eine interkulturelle Vergangenheit. Die Französinnen in meinem Haus haben ein Auslandsjahr in England verbracht bzw. in Neuseeland gearbeitet, meine Tangokollegin aus Sizilien hat 12 Jahre in Berlin gelebt, eine Pariser Grafikdesignerin hat zuvor ein paar Jahre in Los Angeles gewohnt. Die meisten haben zumindest mehrwöchige Auslandsaufenthalte oder mehrmonatige Weltreisen hinter sich.

Es handelt sich fast durch die Bank um interessante Persönlichkeiten, die mir sämtliche Fragen zum dänischen Sozialsystem, zur britischen Identitätskonstruktion, zur belgischen Innenpolitik, zu den schwedischen Trinkgewohnheiten oder zur historischen Bedeutung von Toulouse im Mittelalter beantworten (es gibt folglich fast so viele europäische Fragen wie lateinamerikanische, mit denen ich mich hier auseinandersetze, wobei sich zweitere eher auf dem „Was ist eigentlich Ecuador?-Niveau“ abspielen) Die Europäer/innen in Buenos Aires sind Studierende, Künstler/innen, Filmproduzent/innen, Intellektuelle, Theaterleute, Tänzer/innen, Abenteurer/innen und Sozialarbeiter/innen. Ihr geographisches Zentrum ist das eigentlich eher abgelegene San Telmo.

Es ist nicht gerade die schlechteste Auswahl an Persönlichkeiten aus dem alten Kontinent, die sich hier findet. Dies veranlasst die Argentinier/innen regelmäßig überzogene Rückschlüsse auf Bildung und Benehmen der Europäer/innen generell zu ziehen. Tatsächlich handelt es sich durchwegs um kosmopolitische Menschen mit Interesse an der Welt, die das internationale Flair unserer hiesigen Exil-Gesellschaft sehr genießen. Unisono stellen sie fest, dass sie so etwas wie eine europäische Identität erst hier entdeckt haben, oder wenn selbige schon vorhanden war diese durch den Aufenthalt in der Ferne vertieft wurde. Ein Partyveranstalter aus Florenz brachte das diffuse Zusammengehörigkeitsgefühl folgendermaßen auf den Punkt: "As an European you are just part of the club." Es ist unbestreitbar, dass ich mich in meinem lateinamerikanischen Europadorf recht wohl fühle.

San Telmo ist schon fast ein Arrondissment von Paris. Hier leben etliche junge Menschen aus ganz Europa, vor allem aus Frankreich und darunter wieder mehrheitlich Menschen die zuletzt in Paris gewohnt haben. Es ist schön, ein bisschen verfallen und preiswerter als die schicken Stadtteile Recoleta und Palermo.

Hier eine Liste von europäischen Staaten aus denen mir bisher Menschen in Buenos Aires über den Weg gelaufen sind: Frankreich, Frankreich, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Polen, Niederlande, Belgien, Irland, Schweden, Dänemark, Slowenien, Island Schweiz, und natürlich Österreich. Darüber hinaus habe ich in Argentinien Leute aus den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Kolumbien, Brasilien, Mexiko, Bolivien, Peru, Paraguay, Kuba, Chile, Israel, Ägypten und Südafrika getroffen.

Aus gegebenen Anlass für meine europäische Existenz die ich nicht los werde und wahrscheinlich gar nicht los werden will, hier eine fesche Version der Europahymne: Ode to Joy

Montag, 1. Juni 2009

Hightech-Investitionen statt Billigexporte

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Für alle ökonomisch interessierten Leser/innen, hier einmal ein recht seriöses und grundsätzliches Artikelchen zur argentinischen Wirtschaftspolitik.


Folgende Reaktion auf die wirtschaftspolitische Linie des auf Deutsch herausgegebenen „Argentinischen Tageblattes“ ist eine Analyse durch europäische Augen, wodurch sich folgende normative Grundannahme durch den Text zieht: Ich unterstelle das Ziel der argentinischen Gesellschaft sei es, den Pfad einer hoch entwickelten Wohlstandsdemokratie zu beschreiten. Der Leserin und dem Leser soll bewusst sein, dass ich den europäischen Wohlfahrtsstaat und dessen historische Genese zum Bezugspunkt meiner Gedankenwelt mache.

Die ökonomische Berichterstattung im wirtschaftsliberalen argentinischen Tageblatt ist detailliert, mit viel statistischem Material untermauert und trägt die Handschrift einer volkswirtschaftlich interessierten Redaktion. Auf der letzten Seite findet sich stets ein langer Kommentar zu wirtschaftspolitischen Fragen. Wenn auch nicht namentlich gekennzeichnet ist zu vermuten, dass es sich um die Worte des Herausgebers, Wirtschaftswissenschafters und ehemaligen Wirtschaftsministers Roberto Alemann handelt. Zu meiner großen Verwunderung wird in diesen Kommentaren zur Ankurbelung der Gesamtwirtschaft vor allem auf die Forcierung der Landwirtschaft gesetzt. So heißt es z.B. im Tageblatt vom 28. März: „Die unmittelbare Erhöhung der Produktion von landwirtschaftlichen Exportprodukten sollte bei der Wirtschaftspolitik absolute Priorität haben.“


Die Landwirtschaft ist in Argentinien ein innenpolitischer Dauerbrenner. Genau konträr zu Europa gibt es hier relativ hohe Exportzölle, die eine wichtige Einnahmequelle des Staates darstellen. Ein Versuch der Regierung Kirchner selbige im Vorjahr zu erhöhen, scheiterte jedoch am erbitterten Widerstand der politisch gut organisierten Großgrundbesitzer.

Rohstoffreichtum ist nicht gleich Reichtum

Tatsächlich beträgt der Anteil der Landwirtschaft am BIP (Bruttoinlandsprodukt) in westlichen Industriestaaten nur einen Bruchteil jener zehn Prozent, die er gemäß Weltbank in Argentinien ausmacht. Laut Tageblatt wächst der Beitrag zur Wertschöpfung gemeinsam mit den landwirtschaftsnahen Industrien und Dienstleistungen auf über 50 Prozent. In Staaten wie Deutschland oder Großbritannien sind es keine zwei, im flächenreichen Frankreich nur knapp über zwei Prozent, die die Landwirtschaft zum BIP beiträgt. Die relative Abnahme des landwirtschaftlichen Sektors an der gesamten Wertschöpfung war im Europa des 20. Jh. ein Zeichen des kontinuierlichen Anwachsens des Wohlstands. Im landwirtschaftlichen Export das Heil für die wirtschaftliche Zukunft zu suchen scheint mir im Widerspruch zu all meinen bisherigen volkswirtschaftlichen Erfahrungen und Auffassungen zu stehen.

Von vielen Argentinier/innen hört man, dass ein an Boden und Rohstoffen so reiches Land ein viel höheres Wohlstandsniveau erreichen müsste als es derzeit der Fall ist. Dem kann stets entgegnet werden, dass Nigeria an Rohstoffen noch viel reicher, an Wohlstand aber noch viel ärmer sei. Rohstoffreichtum ist oft mehr Fluch als Segen. Die autoritären Regime und diktatorischen Monarchien im Nahen und Mittleren Osten stützen sich großteils auf den Reichtum an Rohstoffen. Die Erträge werden nicht im Land investiert, geschweige den in den Aufbau einer sozialen Infrastruktur gesteckt, sondern für repräsentative und militärische Zwecke verwendet oder im Kasino der internationalen Finanzmärkte veranlagt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt (Japan), sowie die drittgrößte (Deutschland) verfügen über keinerlei bedeutenden Bodenschätze oder sonstige natürliche Ressourcen. Trotzdem wurden Japan und Deutschland im 20. Jh. mit ihren wettbewerbsfähigen Industrien zu wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten. Nicht Rohstoffe machen reich, sondern der Kapitalstock an Industrie- und Humankapital, sowie die jeweilige Arbeitskultur einer Gesellschaft.

Saudi Arabien ist der ölreichste Staat der Erde, König Abdullah ibn Abd al-Aziz der alleinige Herrscher in einer der letzten absoluten Monarchien der Welt. So lange der Ölhahn offen bleibt, wird sich dies wohl nicht ändern. Neben arbeitsamen Migrant/innen aus Pakistan, kann man sich auch den gesamten Unterdrückungsapparat zur Unterdrückung der Opposition und Durchsetzung der Scharia spielend leisten.

Die „Holländische Krankheit“

Die Exportstruktur Argentiniens wurde im Tageblatt vom 2. Mai genau aufgeschlüsselt. Demnach entfielen 40 Prozent der Exporte auf Industrieprodukte auf landwirtschaftlicher Basis (MOA), 32 Prozent auf Rohstoffe, Brennstoffe sowie Energie und nur 28 Prozent auf reine Industrieprodukte (MOI). In Deutschland machten Exporte aus den Bereichen Landwirtschaft, Fortwirtschaft, Fischerei und Nahrungsmittelindustrie (vergleichbar mit MOA) im Jahr 2008 gemäß dem deutschen Statistikamt keine fünf Prozent des gesamten Export- und sechs Prozent des Importvolumens aus. Nur 0,9 Prozent der Exporte entfielen auf Rohstoffe und Energie, während diese Produkte beim Import knapp zehn Prozent ausmachen. Über 94 Prozent der deutschen Exporte entfallen auf weiterverarbeitete Industrieprodukte (MOI). Alleine die drei großen Brocken Kraftwagen, Maschinen und Chemieerzeugnisse machen im Export 46 Prozent des deutschen Außenhandels aus.

Die so genannte „Holländische Krankheit“ ist ein Phänomen, das die Gefahren einer stark auf Grund- und Rohstoffen basierenden Exportwirtschaft beschreibt. Dadurch entstehen Außenhandelsüberschüsse, durch die es zu einer Aufwertung der Währung des Landes kommt. Gleichzeitig werden hochwertige Produkte nicht selbst hergestellt sondern importiert. Die „Terms of Trade“, also das Verhältnis von Exportpreisen zu Importpreisen, verschlechtern sich, die Volkswirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Dies bringt Absatzprobleme von Gütern der übrigen exportierenden Industrien mit sich und führt dann zum Rückgang oder Verschwinden der betroffenen Industrien. Mehrere ökonomisch gebildete Leute – unter anderem ein Wirtschaftswissenschafter an der österreichischen Botschaft – sind der Auffassung, dass Argentinien in den letzten Jahrzehnten regelmäßig Symptome der holländischen Krankheit aufgewiesen hätte.

Zentrum oder Peripherie?

Singapur gehört zu jenen Tigerstaaten, die in der zweiten Hälfte des 20. Jh. ein westliches Wohlstandsniveau erreicht haben. In diesem Stadtstaat wird man allerdings eingesperrt, wenn man einen Tschikstummel auf die Straße schmeißt. Das TV ist bei solch einem Event live dabei!

Tatsächlich nimmt Argentinien mit seiner landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft eine periphere Zulieferfunktion in der Weltwirtschaft ein, die den großen Wirtschaftszentren USA und EU sehr willkommen ist. Produkte deren Verarbeitung einen geringen technologischen Standard erfordert werden zu günstigen Weltmarktpreisen aus Argentinien angekauft, dafür werden teure Hochtechnologieprodukte nach Argentinien exportiert. Selbiges Ungleichgewicht herrscht gegenüber den meisten Staaten der Erde, nur einige wenige wie Japan haben sich aus dieser Schieflage erfolgreich befreit, oder sind – wie China – eben dabei sich aus der westlichen Rollenzuordnung zu lösen. Wie haben die asiatischen Tigerstaaten (Südkorea, Hongkong, Singapur und Taiwan) in den letzten Jahrzehnten geschafft unter diesen globalen Bedingungen von peripheren Entwicklungsstaaten zu Industriestaaten aufzusteigen? Grundvoraussetzung war eine Rückendeckung durch den Westen aus politischen Motiven. Ökonomisch haben die Tiger zuerst durch eine importsubstituierende Industrialisierung im Bereich der Leichtindustrie eine gewisse Binnennachfrage geschaffen. Später kam es zu Investitionen in die kapital- und humankapital-intensive Produktion bei gleichzeitigem dezenten Schutz der eigenen Industrie durch Zölle. Schließlich konnte durch die Intensivierung der High-Tech-Branchen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Industriestaaten erreicht werden. Jetzt produziert man auf Augenhöhe, nun macht Freihandel für alle Beteiligten Sinn. Eine Gesellschaft kann sich nur reich investieren, aber sich nicht reich exportieren. Zumindest nicht mit dem Export von Grund- und Rohstoffen.

Die Welt-Wohlstandskarte illustriert recht eindrucksvoll, wo auf der Welt ökonomisch die Zentren sind, und wo die Peripherie.

Der große Freihandelstheoretiker David Ricardo sah den ökonomischen Fortschritt durch Landwirtschaft und Großgrundbesitz sogar behindert. Er kämpfte leidenschaftlich gegen die britischen Getreidezölle und wollte den besitzenden Grundadel zu Gunsten des liberalen unternehmerischen Bürgertums schwächen. Die kontinuierliche politische Verdrängung der Aristokratie durch die Bourgeoisie im Europa des 19. Jh. war zugleich Voraussetzung als auch Folge des ökonomischen Wandel. Die wirtschaftliche Industrialisierung und die politische Beseitigung der feudalen Strukturen haben sich in wechselseitiger Wirkung zum Durchbruch verholfen. Die Konzentration auf die Landwirtschaft ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der genau falsche Weg um Argentinien ökonomisch zu emanzipieren und langfristig mit den westlichen Industriestaaten gleichzuziehen. Die Interessen des Grundbesitzes sind Interessen des 19. Jh. und stehen dem ökonomischen und sozialen Fortschritt im Wege. Erst eine bürgerliche Industriegesellschaft macht es ökonomisch überhaupt möglich die soziale Frage zu stellen und einen umverteilenden Wohlfahrtsstaat zu installieren.

Der klassische Ökonom David Ricardo (1772 – 1823) gilt als wichtigster historischer Impulsgeber für den Freihandel. Seine unterstellten Handelsvorteile für beide Partnerstaaten haben jedoch nur eingeschränkt Geltung. Handelt die USA mit Angola, dann stehen sich im Boxring der Schwergewichtsweltmeister und ein zartes Kind gegenüber. Wer ungleiches gleich behandelt, behandelt bekanntlich ungleich.

Das politökonomische Programm das mir für Argentinien sinnvoll erschiene, sieht völlig anders aus als die vom Herausgeber des argentinischen Tageblatts geforderte Konzentration auf die Landwirtschaft:

1. Kompromissloser Kampf der Korruption und der Misswirtschaft auf allen Ebenen. Vor allem im Staat und seinen Institutionen, um politisch, juristisch und fiskalisch überhaupt handlungsfähig zu werden.
2. Umfassende staatliche Investitionen in das Humankapital der argentinischen Bevölkerung, sprich deutliche Qualitätssteigerungen in Schulen und Universitäten bei Beibehaltung des freien Bildungszugangs.
3. Massive staatliche Anreize für private Forschung und Entwicklung, umfangreiche öffentliche Direktinvestitionen in diesem Sektor sowie staatsnahe „Start-up“ Projekte in modernen Industrien.
4. Staatliche Investitionsanreize damit die erwirtschafteten Profite nicht in ausländischen Finanzanlagen, sondern in den argentinischen Wirtschaftsstandort investiert werden.
5. Massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur um der wirtschaftlichen Entwicklung ein solides Gerüst zu bieten.
6. Schaffung eines modernen Wettbewerbsrechts sowie umfassender Konsumentenschutzmaßnahmen um die Effizienz und Qualität der heimischen (Oligopol-)Unternehmen zu verbessern.
7. Schaffung einer lateinamerikanischen Freihandelszone ohne Ausnahmen (Super-Mercosur) mit vorübergehenden moderaten Schutzmaßnahmen gegenüber dem Rest der Welt zum Aufbau einer wettbewerbsfähigen lateinamerikanischen Binnenindustrie.
8. Schaffung einer einheitlichen lateinamerikanischen Währung in die die Menschen Vertrauen haben.
9. Kontinuierliche tarifliche und fiskalische Umverteilung der Einkommen auf ein europäisches Gleichheitsniveau. Einerseits aus Gesichtspunkten der sozialen Gerechtigkeit, andererseits zur Schaffung einer stabilen Binnenkonsumnachfrage.
10. Noch eine kulturelle Anmerkung: Geistige Lösung von Europa. Der Westen wird dieses Land niemals retten. Argentinien und Lateinamerika können sich nur selbst helfen.

Zweifellos ist Argentinien kein Entwicklungsland und liegt ökonomisch im internationalen Vergleich im guten Mittelfeld. Der IWF platziert den Staat am Rio de la Plata für 2008 in einer Liste nach BIP pro Kopf gemäß Kaufkraftparität auf Platz 59 von 181 Staaten. Mit rund 14.000 US-Dollar pro Kopf ist es aber immer noch relativ weit entfernt von den westeuropäischen Staaten die zwischen 35.000 und 40.000 Dollar liegen, sowie noch weiter von den USA deren Kaufkraft pro Kopf mit 47.000 Dollar angegeben wird. Punkto Infrastruktur und Industrie ist vieles vorhanden, das Land muss nicht bei Null beginnen. Wenn Argentinien mittelfristig den Anschluss an die westlichen Industriestaaten schaffen will, dann wird das – bei aller Wichtigkeit des interkontinentalen Außenhandels – nur über die Schaffung einer lateinamerikanischen Binnennachfrage funktionieren. Der Welthandel kann den Wohlstand befördern, geschaffen werden kann er aber nur durch den Aufbau einer schlagkräftigen ökonomischen Infrastruktur. Diese darf in der Entstehungsphase auch durch dezente Zölle geschätzt werden. Argentinien und Lateinamerika müssen ihre eigene, hoch entwickelte Industrie schaffen.