Sonntag, 22. März 2009

Die Kapitalsünde



In einem BLOG-Eintrag habe ich vor einigen Wochen eine lange Liste von mit Österreich assoziierbarem detailliert angeführt. Nun gibt es aber Situationen, in denen die Aufzählung dieser Liste weder zweckdienlich noch notwendig erscheint. Die große Neugier der Argentinier/innen führt dazu, dass die Frage „De donde sos?“ (Von wo bist?), beim Konsum von Kioskprodukten, Taxifahrt, Caféhausatmosphäre oder sämtlicher anderer Gegenstände von der Handywertkarte bis zum neuen Leiberl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestellt wird. In diesen kleinen Alltagssituationen, aus denen sich in der Regel selten Lebensfreundschaften ergeben, ist es angenehm nicht lange herumerklären zu müssen wo Austria im Gegensatz zu Australia liegt (auf Spanisch besteht diese Verwechslungsgefahr leider auch, viel angenehmer ist es mit französisch, dessen „Autriche“ sich vom „Australie“ deutlich abgrenzt). Dass unsere Muttersprache nicht „austriaco“ sondern „alemán“ ist führt zu weiterer Verwirrung. Um mir all diese Umständlichkeiten zu ersparen, habe ich mir kürzlich aus Bequemlichkeit eine Vereinfachung angewöhnt, auf die in Österreich die moralische Todesstrafe steht. Zur Herstellung von Klarheit antworte ich neulich mit:

„Yo ähhh (undeutlicher Zwischenlaut) alemán“

Der Zwischenlaut, so beruhige ich mein Gewissen“ könnte auch als „hablo“ (spreche) interpretiert werden, was ja keine Lüge ist. Natürlich geht das Gegenüber davon aus, ich hätte „soy“ (sein) gesagt. Mit „alemán“ kann der gesamte Okzident etwas anfangen und mein/e Gesprächspartner/in zwischen Tür und Angel ist zufrieden einen bekannten Brocken Antwort abgekommen zu haben und fragt nicht weiter nach. So schlecht ist das Gegenüber damit auch nicht informiert, es weiß einen deutschsprachigen Europäer vor sich zu haben. Ich biege mir meine kleine Lüge hingegen als Ausdruck eines Protests gegen die mir absolut zuwideren antideutschen Ressentiments in Österreich zurecht….

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