Montag, 2. Februar 2009

Zur Stadt Buenos Aires





Achtung: Der heutige BLOG-Eintrag ist eher was für Volkswirt/innen, Geograph/innen, Statistiker/innen und sonstige Nerds. Wer nicht zu diesen Gruppen gehört und sich trotzdem durchbeißt ist danach erstens gebildeter (naja…) und zweitens weiß er/sie wo ich wohne und wo meine Arbeit liegt. Nächstens schreibe ich dafür über die Menschen.

Die Stadt Buenos Aires, die so genannte „Capital Federal“ verfügt nur eine Bevölkerung von rund drei Millionen Menschen (siehe Bild 1). Der Agglomarationsraum „Gran Buenos Aires“ umfasst je nach Berechnung 11 bis 15 Millionen Menschen (siehe Bild 2, der kleine weiße Fleck ist übrigens die Capital Federal von Bild 1). Gran Buenos Aires ist neben Mexico City, Sao Paulo und Rio de Janero eine von vier Megametropolen (über 10 Mio Einwohner/innen) Lateinamerikas und eine von sechs des gesamten amerikanischen Kontinents, inklusive New York (18) und Los Angeles (14). Die Provinz Buenos Aires zu der die Capital Federal nicht gezählt wird, umfasst rund 14 Millionen Menschen. Gran Buenos liegt ausschließlich in der Provinz Buneos Aires liegt, die sich wiederum um die Capital Federal erstreckt. Das ist anfangs etwas verwirrend, aber in Wirklichkeit das gleiche wie die Stadt New York mit ihren 8 Millionen, der State New York mir seinen 19 Millionen, sowie der Agglomarationsraum New York mit seinen 18 Millionen. Nur dass die Stadt nicht zur Provinz gehört. Faktum ist, im Raum Buenos Aires leben über 30 Prozent der gesamten argentinischen Bevölkerung.

Provinz Buenos Aires (ohne Capital Federal): rund 14 Millionen
Gran Buenos Aires (mit Capital Federal): 11 – 15 Millionen
Capital Federal Buenos Aires: rund 3 Millionen

Die Capital Federal Buenos Aires ist mit ihren 200 km² strukturell vielleicht ist recht gut mit Paris vergleichbar, dessen eigentliches Stadtgebiet mit 100 km² ebenfalls sehr klein ist und wo auch nur rund zwei Millionen Menschen leben. Damit ist jetzt nur die Stadt Paris (Kennzeichen 75) gemeint. So wie in Paris ist das Stadtgebiet der Capital Federal bis auf einige Parks völlig verbaut, Tatsächlich ist die Bevölkerungsdichte mit 13.500 wesentlich niedriger als in Paris mit 20.500. Was in Buenos Aires sofort auffällt, ist die Großzügigkeit im Umgang mit der Verkehrsfläche und den Plätzen. Die „Avenida 9. Juli“ im Zentrum der Stadt hat teilweise mehr als 20 (!) Spuren, die kleine Avenida vor meiner Haustüre kommt „nur“ auf fünf. Prinzipiell sind die Straßen und Plätze so riesig, dass es de facto keine Staus gibt.

Die Capital Federal ist punkto Bevölkerungsdichte mit Wien nicht seriös vergleichbar, weil dort 1,7 Millionen auf einer Fläche von 414 km² leben. Bei Wien sind ja große Wald- und Weinbergflächen eingerechnet. Ohne Grünflächen (also minus 56% Fläche) kommt Wien auf eine Dichte von ca. 9.000 Personen. Die Capital Federal erreicht also wegen der Großzügigkeit der Anlage bei weitem nicht die Bevölkerungsdichte von Paris, obwohl sich 10-30 stöckige Gebäude über ganze Bezirke erstrecken. Folglich sind die Distanzen innerhalb der Stadt auch enorm, was wiederum an Berlin erinnert. Gleichzeitig sind die Gebäude so riesig, dass die Bevölkerungsdichte des bebauten Wiens deutlich übertroffen wird. Die gewaltigen Hochhausbezirke und die großzügigen Verkehrsflächen sind mir in dieser Form in keiner Stadt Europas untergekommen. Buenos Aires ist eine echte megaurbane amerikanische Metropole.

Bevölkerungsdichte Paris (75): 20.500
Bevölkerungsdichte Capital Federal: 13.500
Bevölkerungsdichte verbautes Wien: 9.000

Die Capital Federal unterteilt sich in 48 Bezirke (Barrios). Mein Barrio nennt sich San Cristóbal, er liegt im Südosten der Stadt und seine Lage ist auf dem dritten Bild eingezeichnet. Mit der U-Bahn sind es bei einmal umsteigen sechs Stationen in Zentrum, zu Fuß geht man aber schon rund 40 Minuten. Auf dem zweiten Bild sieht man St. Nicholas und Monserrat, das ist das absolute Zentrum mit Hauptplatz, Kongress und der Kreuzung mit dem Obelisquen. Puerto Madero ist das Businessviertel mit der Skyline, Palermo und Recoleta sind eher wohlhabendere megaurbane Viertel mit viel Nachtleben und San Telmo ist der zierliche Künstler/innenbezirk der gerade von Europäern invasiert wird. Ebenfalls zierlich aber dafür auch gefährlich ist Boca, wo der hier sehr verehrte Fußballklub Boca Juniors beheimatet ist. Meine Arbeit befindet sich genau an der Grenze von San Telmo und Boca. Boca war übrigens der Auffangplatz für Norditaliener/innen, die aus Genua abgereist sind. Süditaliener/innen die von Neapel aus aufgebrochen sind, haben sich eher in den nördlichen Viertel niederließen.

Gran Buenos Aires wird (ohne Capital Federal) in einer Nord-, eine Süd- und eine Westzone unterteilt. Teilweise leben Arm und Reich unmittelbar nebeneinander, prinzipiell kann man aber sagen, dass die Nordzone von Gran Buenos Aires (1,4 Millionen) von Wohlhabenden besiedelt ist, die teilweise wie in LA Einfamilienhaus an Einfamilienhaus wohnen. Mit Garten, Swimmingpool und viel Wachpersonal. Die wesentlich bevölkerungsstärkere Südzone (3,4 Millionen) ist eher industriell geprägt, dort leben die Mittelschichten. Die Unterschichten und die Zugewanderten leben in der ebenfalls bevölkerungsreichen Westzone (3,9 Millionen).

Das Wetter in Buenos Aires ist jetzt prinzipiell subtropisch und im Sommer heiß, es gibt aber starke Temperaturschwankungen, viel Feuchtigkeiten und plötzliche Wetterstürze. Während man in einer Nach im Freien problemlos in Badehose übernachten könnte, kühlt es in der nächsten Nacht auf unter 15 Grad ab. Strahlende Sonne am Vormittag und starke Bewölkung am Nachmittag, oder umgekehrt, sind nichts Ungewöhnliches. Der Wind sorgt zum Glück dafür, dass die Abgase des umwelttechnisch nicht ganz freundlichen Fuhrparks in alle Welt verteilt werden. Die Sonne ist wegen eines Ozonslochs über Feuerland extrem stark.

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