Freitag, 24. April 2009

Das Resümee der Reise: „Dahoam is dahoam“

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Kürzlich habe ich über eine zweiwöchige Reise in nach Nordargentinien und Bolivien berichtet. Nun, das schlimmste an der Reise ist eigentlich das Resümee. Eine Demütigung für einen Weltenbürger, einen selbst ernannten Kosmopoliten und Internationalisten. Schon vor der Reise musste ich mich im Wochentakt mit „Heimatflashes“ herumschlagen. Bei diesem Phänomen hat man für den Bruchteil einer Sekunde ein Bild vor Augen und fühlt intensiv eine vertraute Situation. Etwa einen strahlenden Moment Herbst im Ausseerland, einen Sommerhauch am wunderschönen Siebensternplatz oder ein Tal aus Schnee in Lilienfeld. Es durchzuckt einen ein kurzer Stich und ein bittersüßer Nachgeschmack macht klar, man hatte gerade einen Augenblick so etwas wie Sehnsucht nach einer schönen und vertrauten Umgebung – gemeinhin als Heimweh bekannt – gefühlt. Nun, nachdem ich bereits in einem anderen Blogeintrag (3. Feber) Anflüge von patriotischen Instinkten bekennen musste, mischt sich nun mit dem Heimweh ein Motiv aus dem Schlagergenre hinzu. Meine jüngste, durch Heimatflashes verursachte Angst ist jene, als Kosmopolit in die Welt gegangen zu sein und als Österreicher der Sorte „Dahoam is Dahoam“ zurückzukehren.


Wieso diese Angst berechtigt ist, zeigt das Resümee das mein Brüderchen Konstantin (Seinen und Sarahs Besuch verbanden wir mit der Reise) und ich gegen Ende unserer Tour nach Nordargentinien und Bolivien zogen (meine Heimatflashes traten bei der Reise regelmäßiger auf als in Buenos Aires). Bei aller Spektakularität, Schönheit und Faszination der Welt der Anden, wir finden immer noch, dass es zu Hause am Schönsten ist !?! Krankhafte Heimatliebe und lächerlicher Provinzialismus sind nicht nur Auswüchse des Kärntnerismus petznerscher Prägung (Bei dieser Gelegenheit: Was wurde eigentlich aus Stefan Petzner?), diese Phänomene können offenbar auch bei weltoffeneren Menschen auftreten.



Darunter leiden könnten etwa Expats (Expatriates), also Menschen die außerhalb ihres Heimatlandes leben. Sie sind in der Regel aufgeschlossene Leute mit einem etwas weiteren geistigen Horizont und Interesse an der Welt. Offenbar sind sie nicht davor gefeit ein Provinzei in ihrem Charakter herumzutragen. Ich bin überzeugt, Heimatflashes sind ein Phänomen das auch Deutsche, Dän/innen oder Brit/innen verfolgt. Das besonders hinterhältige, bestechende und zermürbend gemeine für meine Situation ist nur: Österreich ist so schön, dass selbst Gott jeden Tag aufs Neue erstaunt ist. Wie soll man sich da wehren?



Es gibt ein Lied, das meinem derzeitigen kulturellen Niedergang wunderbar Ausdruck verleiht. Zumindest die erste Strophe, trifft das hier geschriebene wie den Nagel auf den Kopf: „Bozner Bergsteigerlied“.

1 Kommentar:

  1. schoen und wahr hast du das umschrieben, wie vermeintliche weltoffenheit auf eine spur - oft vielleicht faelschlicherweise unterdruecktes - heimweh treffen. glaub aber auch, dasses weniger die jeweilige wettersituation an einem durchaus schoenen ort irgendwo in oesterreich ist, sondern die menschen, die man mag, und mit denen gemeinsamen erlebte schoene momente orte dann meist lebenslang im herzen markieren. kitsch aber so ist das.
    ob der qualitaet der lieder die du im internet hervorkramst mach ich mir uebrigens ein wenig sorgen. halt durch, es geht vorueber. :)

    r

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